Viele Paare möchten sich die Erziehungsaufgabe teilen und die Kinder gemeinsam erziehen. Nach der Geburt eines Kindes erhalten Mütter einen gesetzlich geregelten Mutterschaftsurlaub, doch für Väter fehlt eine entsprechende Regelung. Das könnte sich nun mit der Abstimmung am 27. September ändern.
In den letzten Jahren hat sich punkto Vereinbarkeit von Beruf und Familie einiges getan. Viele Mütter üben ihren Beruf nach einer Babypause weiterhin aus und immer mehr Paare gehen die Kindererziehung partnerschaftlich an. Väter sind heute für die Kinder präsenter als früher. Seit sich die Frauen emanzipiert haben, versuchen sie berufliche Pläne und Familienarbeit zu verbinden. Eine Aufgabe, die nicht einfach ist und oft einem Spagat gleichkommt. Männer wollen ebenfalls von Anfang an, eine Beziehung zu ihrem Kind aufbauen. Ihr Anteil soll sich nicht auf das zu Bett bringen und die Gutenachtgeschichte beschränken. Vermehrt möchten Väter tagsüber zu Hause sein und miterleben, wie sich der Familienalltag abspielt.
Doch weshalb sind beim Thema Vereinbarkeit von Beruf und Familie eigentlich so oft ausschliesslich die Mütter im Fokus? Müssten nicht auch die Bedingungen für die Väter angepasst werden? Umfragen zeigen jedenfalls deutlich, dass heute eine grosse Mehrheit der Väter eine aktive Rolle in der Familie übernehmen und dafür ihr Arbeitspensum reduzieren möchten. Das belegt auch die Studie «Was Männer wollen!» von Pro Familia aus dem Jahr 2011. Trotzdem steht Männern nach Obligationenrecht, Artikel 329, Absatz 3 gerade mal ein Tag Vaterschaftsurlaub zu. Genauso viel Zeit wie bei einem Wohnungswechsel.
Weil Väter von Anfang an eine Beziehung zum Kind aufbauen und die Partnerin zu unterstützen möchten, nehmen viele Männer nach der Geburt Ferien oder machen unbezahlten Urlaub. Ein Privileg, das sich jedoch längst nicht alle Familien leisten können. Die Politik ist daher gefordert, endlich die entsprechenden Rahmenbedingungen zu schaffen, damit die Schweiz ihren massiven Rückstand gegenüber anderen europäischen Ländern aufholen kann. In anderen Staaten hat sich eine angemessene Elternzeit, die sich Mutter und Vater aufteilen, längst etabliert.
Am 27. September stimmt die Schweizer Stimmbevölkerung über einen zweiwöchigen Vaterschaftsurlaub ab. Die letzten Monate während Corona haben gezeigt, wie wichtig die Betreuungsarbeit für Familien ist. Und dass Väter dabei eine zentrale Rolle spielen. Ein Vaterschaftsurlaub ist deshalb wichtiger denn je.
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